Guy de Bray, geboren in Mons im Jahre 1523, war zunächst Glasmaler wie sein älterer Bruder-Christoph. Von allen Mitgliedern dieser Familie ist er derjenige, der den höchsten Grad der Berühmtheit erreichte und dafür teuer bezahlen mußte.
In seinen Kinderjahren zeigte er starke religiöse Neigungen, wobei er darin den Eingebungen, seiner Mutter folgte, aber diese Leidenschaft nahm eine andere Richtung, als ihm eine Bibel in die Hände gekommen war; er nahm sich mit Eifer der Reformation an. Bald großen Verfolgungen ausgesetzt, gelangte er nach England, wo Eduard VI. (seit 1547) regierte, und da der Katholizismus dort in der person der Marie Tudor 1553 wieder den Thron YOUT bestieg, kam er in den Hennegau (Hainaut) zurück und übte das evangelische Predigeramt in Mons aus. Danach übte er es in Lille aus, in Valenciennes, 1555 in Gent, wo er einen Band mit Auszügen aus alten Kirchenvätern ver- öffentlichte, den er betitelte: „La bastion de la foy“ (pas Bollwerk des Glaubens). Als er dieses Werk schrieb, stellte er Lücken in seiner theolo- gischen Ausbildung fest und begab sich infolge dessen auf die Akademien von Lausanne und Genf, um seine Studien zu vervollkommnen.
Zurück in den Niederlanden ließ er sich in Tournai nieder, von wo er nach Lille, Valenciennes, Dieppe, Amiens und Montdidier reiste. Unterdessen hatte er sich verheiratet und hatte von seiner Frau, Catherine Ramon, eine Tochter bekommen, die er Sara nannte, und einen Sohn, Israel, der am 51. August 1560 geboren wurde. Er war damals in voller Wirksamkeit seines Apo- stelamtes; er stand im Briefwechsel mit Calvin und anderen Reformatoren; Jean Crespin wandte sich an ihn, um die Namen und die Geschichte der Opfer des spanischen Regimes zu erfahren, und er verfaßte sein Glaubensbekenntnis der Getreuen der Niederlande (Confessio de foy), das König Philipp II. zugeschickt wurde mit einem Brief, in dem Kühn Gewissensfreiheit gefordert wurde. Er war aber gezwungen, obgleich er die Ausübung seines Pfarramtes in Tournai und Umgebung fortsetzte, nur insgeheim zu predigen und sich großer Vorsicht zu unterziehen; er lieh sich gewöhnlich den Vornamen seines Bruders Jérôme aus und unterzeichnete mit „de Bresse“. Am Ende des Jahres 1561 mußte er aus Tournai fliehen. Auf seinen Kopf war ein Preis ausgesetzt. Er fand ein Asyl in Sedan beim Herzog von Bouillon und er blieb dort vier Jahre. Im Monat August 1566, als die Kirche von Antwerpen ihn als Pfarrer begehrte, nahm er diese Berufung an, aber als er alsbald sein Pfarramt als #dienlicher in Valenciennes erachtete, wurde er dorthin geschickt, um dem 2: Pfarrer Péregrin de la Grange bei seinem apostolischen Wirken zu helfen. Am 7..oder 8. August aus Antwerpen abgereist, begleitet von einer Schar Religiöser zu Fuß und zu Pferd, kam er durch Tournai und predigte dort am 9. morgens; am selben Abend war er in Valenciennes.
Diese Stadt, in der die Protestanten sehr zahlreich waren, befand sich damals fast in offener Aufruhr gegen den spanischen König. Nachdem sie n eine lang dauernde Bèlagerung ausgehalten hatte, mußte sie sich am 23. März 1567 ergeben und die zwei Pfarrer, die das Schicksal, das ihnen drohte, voraussahen, versuchten zu fliehen; sie wurden aber erkannt, in Saint-Amand verhaftet, nach Tournai uoerführt, am 11. April nach Valen- en ciennes zurückgebracht, zum Tode verurteilt, und am 31. Mai gehenkt. Guy de Bray zeigte in seinen letzten Augenblicken den üblichen Mut unserer „Märtyrer: er starb, indem er ausrief, daß er nur die reine göttliche Wahrn heit gepredigt hätte..
(Übersetzung aus dem Französischen)
Backnang, den 15. Februar 1984
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